Wie bei vielen Frauen funktionierte auch bei mir das Stillen nach der Geburt zunächst nicht. Der kleine Gremlin liess sich zwar gut anlegen, gab nach zwei, drei Zügen aber auf und schlief ein. Nachdem er in den ersten Tagen 10% seines Geburtsgewichts verloren hatte, entschlossen wir uns gemeinsam mit der Pflege im Spital, Flaschenmilch zu füttern und gleichzeitig abzupumpen und ihm die so gewonnen Milch zu geben. So begann meine Erfahrung mit dem Abpumpen von Muttermilch, von der ich hier genauer berichten will.
Nachdem ich von der sehr netten und verständnisvollen Pflegerin instruiert wurde, habe ich mich also an meine erste Abpump-Session gewagt. Wie vorgegeben habe ich zuerst eine Brustmassage durchgeführt (Instruktionen zum Beispiel hier: Brustmassage Anleitung). Da ich seit jeher sehr empfindliche, von Zysten und Entzündungen geplagte Brüste habe, hatte ich bis dahin eher vermieden, an den Brüsten herumzudrücken. Die Massage war denn auch nicht besonders angenehm, aber auch nicht schmerzhaft. Mit dem Gedanken, das Abpumpen so zu erleichtern, konnte ich mich aber dazu motivieren. Nach der Brustmassage habe ich die Brusthauben der Milchpumpe an die Brust gehalten und die Pumpe gestartet. Die Handhabung der Krankenhauspumpe war wirklich extrem einfach – Brusthauben platzieren, einschalten, fertig. Beim ersten Mal abpumpen konnte ich lediglich einen Tropfen (ja, EINEN TROPFEN) Milch gewinnen. Die Pflegerin hatte das wohl schon vorhergesehen und mich angewiesen, die Behälter nach oben zu drehen, damit der kostbare Milchtropfen nicht im Filter verloren geht. Den Tropfen haben wir dann wie ein äusserst kostbares Gut mit einer Spritze aufgezogen und dem Kleinen verabreicht. Man hätte meinen können, es handle sich um pures Gold!
Da ich keine Lust mehr auf das Anlegen hatte, zumal der Kleine bei den Stillversuchen wie am Spiess schrie und ich deshalb eine Abneigung dagegen entwickelte, vereinbarte ich mit der Pflege, dass ich fortan abpumpen würde und wir ansonsten Flaschenmilch verfüttern. So habe ich mich extrem diszipliniert alle 3 Stunden mit der Milchpumpe auf Rädern ins Badezimmer verkrochen und 15 Minuten abgepumpt. Die Menge hat sich in den ersten Tagen von wenigen Tropfen auf etwa 20 ml insgesamt pro Pumpdurchgang gesteigert. Natürlich war das viel zu wenig für das Kind, sodass wir immer noch grösstenteils Säuglingsnahrung aus Milchpulver verabreichten. Das blieb so bis zum Ende meines Spitalaufenthalts.
Steigern der Milchmenge beim Abpumpen
Als ich nach 5 Tagen das Spital verliess, hatte ich den festen Vorsatz, weiterhin Muttermilch abzupumpen und den restlichen Bedarf durch Säuglingsnahrung zu decken. Die abgepumpten Mengen dümpelten so bei 20 bis 30 ml pro Mal vor sich hin, eine wesentliche Steigerung war nicht auszumachen. So setzte ich mich an den Computer und vertiefte mich in die Forschungsliteratur zum Thema „Steigerung der Milchmenge durch Abpumpen“. Dabei bin ich auf zwei effektive Methoden gestossen, die eine Steigerung der abgepumpten Milchmengen ermöglichen:
– Hands-on pumping: Beim Hands-on pumping wird die Brust während des Abpumpens ausmassiert und zusammengedrückt, um den Druck in den Milchgängen zu erhöhen und so mehr Milch zu gewinnen. Je mehr Milch entnommen wird, desto mehr wird nachproduziert – so der Gedanke.
– Power pumping: Beim Power pumping wird das Cluster-feeding des Säuglings simuliert, d.h. dem Körper wird vorgegaukelt, dass der Säugling in sehr kurzen Abständen nach Milch verlangt und daher die Produktion erhöht werden muss. Ich bin nach dem Schema 20 Minuten abpumpen, 10 Minuten Pause, 10 Minuten abpumpen, 10 Minuten Pause, 10 Minuten abpumpen vorgegangen.
Ich habe mit dem Power pumping begonnen und zwar habe ich es jeweils morgens direkt nach dem Aufstehen durchgeführt. Ich konnte die Menge so von etwa 20 bis 30 ml pro Pumpvorgang bis auf 70 ml und mehr alle 3 bis 4 Stunden* steigern. Da das noch zu wenig war, habe ich mit dem Hands-on pumping begonnen und konnte so nochmals gute Erfolge erzielen.
Die Wichtigkeit der Ausrüstung: Milchpumpe und Zubehör
Ich hätte nich so lange durchgehalten und das Abpumpen zu Hause weitergeführt, wenn ich nicht schon im Vorfeld eine gute Milchpumpe und ein Abpumpbustier für das handfreie Abpumpen besorgt hätte. Da ich von Anfang an wusste, dass ich abpumpen würde, da ich schon sehr bald nach der Geburt wieder arbeiten gehen musste (und wollte), habe ich mir gleich eine leistungsfähige elektrische Doppelpumpe gekauft. Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung! Das Abpumpen nimmt auch mit optimaler Ausrüstung viel Zeit in Anspruch, wenn man dann noch Kompromisse bei der Pumpe oder dem Zubehör macht, hält man es meiner Ansicht nach nicht durch. Ich habe mir eine gebrauchte, aber neuwertige Medela Freestyle gekauft. Die Pumpe war zwei Monate in Gebrauch, ich fand das vertertbar angesichts der Ersprarnis, die man durch den Kauf eines neuen Geräts erzielen konnte. Ausserdem wusste ich zum Zeitpunkt des Kaufs ja nicht ganz sicher, ob ich sie wirklich brauchen würde, daher wollte ich kein Neugerät anschaffen. Im Nachhinein wäre ein Neugerät drin gelegen, so viel habe ich sie benutzt, aber ich hatte keinen Nachteil durch das gebrauchte Gerät.

Als extrem wichtig, ja fundamental hat sich das Abpump-Bustier für freihändiges Stillen herausgestellt. Auch dieses habe ich während der Schwangerschaft rein aufgrund der Produktmerkmale und der Erfahrungsberichte von anderen Abpumperinnen angeschafft – auch das ein „Blindkauf“ sozusagen, zumal ich ja auch die Grösse, die ich nach dem Milcheinschuss haben würde, nur schätzen konnte. Ich habe mich für das Abpump-Bustier von PumpEase entschieden (gekauft zu einem sehr fairen Preis bei La Leche League). Ich war mehr als froh, das Bustier zu haben, da ich so die Hände während des Abpumpens frei hatte. Ausserdem gelang es mir nicht, die Brusthauben für die gesamte 15-minütige Dauer des Abpumpens so an die Brust zu halten, dass das Vakuum ständig vorhanden war. Ohne es zu wollen hielt ich die Hauben immer wieder schräg an die Brust, sodass sich das Vakuum löste und Milch verschüttete. Das ärgerte mich sehr, vor allem in der Zeit, als die Milchproduktion knapp war. Nachdem sich das Bustier als absoluter Treffer herausgestellt hatte, habe ich mir noch ein zweites besorgt für den Fall, dass eines in der Wäsche ist. Ich kann das wirklich nur empfehlen.

Abpumpen und stillen – das Beste aus zwei Welten
Nachdem die Stillversuche in den ersten Tagen gescheitert waren und ich vorerst auch keine Lust mehr auf das Stillen hatte, habe ich drei Wochen lang ausschliesslich abgepumpt und nach Bedarf zugefüttert. Als sich der Alltag zu Hause dann ein bisschen eingespielt hatte, habe ich eines Nachts gedacht, ich könnte es doch wieder einmal mit Anlegen probieren, es wäre ja schon praktisch, wenn man das ginge…Und siehe da, der Kleine hat sein Fischmäulchen gemacht und sich vorbildlich angesaugt. Von da an habe ich Stillen und Abpumpen kombiniert und zwar habe ich gelegentlich während des Stillens die freie Seite abgepumpt und manchmal auch zwischen den Stillmahlzeiten abgepumpt. So konnte ich einerseits das Kind ohne grossen Aufwand versorgen, wenn ich anwesend war, konnte mich aber weiterhin nachts mit meinem Freund abwechseln, ohne dass wir auf Milchpulver ausweichen mussten. Ausserdem habe ich drei Wochen nach der Geburt wieder mit Sport angefangen und konnte so immer sicher sein, dass mein Freund den Kleinen auch in meiner Abwesenheit versorgen konnte.
Da alles so gut funktioniert, werde ich das vermutlich so weiterführen, bis der Kleine mit 6 Monaten in die Krippe kommt.
*Eine Anmerkung zum Abpumpen in der Nacht: Eigentlich müsste man ja auch in der Nacht abpumpen, um die Milchproduktion anzurkurbeln. Ein paar Wochen lang habe ich das auch gemacht, irgendwann war wir aber mein Schlaf wichtiger und ich habe entschlossen, dass ich keinen Wecker mehr stelle und nur abpumpe, wenn ich von selbst aufwache. Und wisst ihr was? Es hat der Milchproduktion nicht geschadet, dafür war ich sehr viel ausgeruhter.